geboren am 12. Mai 1900 in Wien / gestorben am 6. Mai 1971 in Berlin
österreichisch-deutsche Schauspielerin und Theaterintendantin; zweite Frau von Bert Brecht
110. Geburtstag am 12. Mai 2010
“Kleine Gestalt - große Kämpferin”, so charakterisierte und stilisierte Bert Brecht die Schauspielerin und spätere Theaterintendantin Helene Weigel, das “Helletier”, wie er seine (zweite) Frau zu Beginn ihrer Beziehung nannte. Die Weigel war Wienerin und stammte aus einer relativ wohlhabenden jüdischen Familie, die ihren früh geäußerten und mit Festigkeit verfolgten Wunsch, Schauspielerin zu werden, zunächst nicht unterstützte. Ihr starkes und eigenwilliges Talent verschaffte sich jedoch rasch Anerkennung. Nach dem Abitur und einem Jahr Schauspielunterricht in Wien wurde sie 1919 nach Frankfurt am Main engagiert, wo sie als Marie in Büchners Woyzeck debutierte und “aufhorchen ließ”. 1922 ging sie ans Staatstheater Berlin und spielte dann bis 1933 erfolgreich an dieser und anderen großen Bühnen der Hauptstadt, wie dem Deutschen Theater und der Volksbühne. Zunehmend trat sie auch unter der Regie und in Stücken von Brecht auf, den sie 1923 kennenlernte und und mit dem sie sich kurz darauf, wie sie sagte, “zusammenschmiß”. 1924 wurde der Sohn Stefan, 1930 die Tochter Barbara geboren, dazwischen, 1929, heiratete sie Brecht. Die Weigel sorgte, solange sie konnte, selbst finanziell für sich und ihre Kinder und wohnte bis 1930 getrennt von Brecht, damit er ungestört arbeiten könnte. Für die Schauspielerin Weigel führte die Zusammenarbeit zunächst zur Krise, 1932 gelang ihr jedoch mit der Figur der Pelagea Wlassowa in Brechts Mutter der große Durchbruch zu jener Art des gestisch knappen und expressiven, alle Mittel sparsam und durchdacht einsetzenden Spiels, das Brecht und andere immer wieder als vorbildlich beschreiben sollten.
Die Machtergreifung Hitlers brachte aber zunachst 15 harte Jahre der Emigration, die sie in die Schweiz, nach Dänemark, Schweden, Finnland, durch die Sowjetunion und in die USA führten und ihr trotz größter Bemühungen so gut wie keine Möglichkeit boten, als Schauspielerin zu arbeiten. Es blieb nur das Training der Stimme und die Rolle der Hausfrau, Mutter und tüchtigen, zuverlässigen Partnerin eines anspruchsvollen Künstlers und alles andere als treuen Mannes. Weigel über Brecht zur Tochter Barbara: “Dein Vater war ein sehr treuer Mensch. Leider zu zu vielen.” Und über die Aufgabe der Frau: “Erhaltung der Familie auf Biegen und Brechen”.
Das Nachkriegsdebüt - die 48jährige spielt Antigone - findet aus Vorsicht in einem kleinen Theater in Chur in der Schweiz statt. Erst der Erfolg hier führt zum großen Einstieg in Berlin Ost als “Mutter Courage” in Brechts Inszenierung am Deutschen Theater. Kurz darauf bekommt das Paar die Zusage zum eigenen, dem Berliner Ensemble. Er wird künstlerischer Leiter, sie Intendantin und bleibt es nach Brechts Tod 1956 bis zu ihrem Lebensende 15 Jahre später. Daneben spielt sie bis zuletzt selbst; ihre drei größten Rollen sind die “Mutter” Brechts, die Wlassowa, Carrar und Fierling. Auf erfolgreichen Tourneen macht sie das Berliner Ensemble und Brechts Stücke in ganz Europa bekannt. Nach seinem Tod hält sie sein Erbe mit fester Hand zusammen, es ist auch ihr eigenes.
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