Sonntag, 20. Februar 2011

Impressionen vom Frauencongreß "Städte für Frauen" in Diyarbakir 5./6. 2. 2011

Der große Erfolg der Internationen Tagung, bei der 250 Teilnehmerinnen und 43 Rednerinnen sich zum Thema verständigten, ist vor allem das Ergebnis einer professionellen, sehr aufmerksamen und dezent steuernden Planung, an der Stelle zu allererst ein Dankeschön für das charmante Team, welches stetig und in jeder Situation gelassen und liebevoll alle Gäste betreute.

Die Relevanz der Tagung lässt sich auf drei Ebenen einordnen

Im Mittelpunkt der 3-tägigen Internationalen Konferenz stand die
1. Verständigung der kurdischen Frauen untereinander:
- wie ist die Lebenssituation der Frauen überhaupt,
- welche schwierigen Problemlagen entstehen aus Armut und Perspektivlosigkeit,
- was kann in den Städten geleistet werden, um die in die Städte strömende ländliche Bevölkerung zu integrieren,
- wie können Frauen in verantwortlichen Positionen eine praktische und gerechte Politik umsetzen.

Als weiterer Aspekt kam
2. die gegenseitige Akzeptanz der türkischen und kurdischen Frauen dazu und die Frage, wie gerade Frauen in ihrer spezifischen Rolle als Mütter, politisch Aktive, als Wissenschaftlerinnen und Publizistinnen dazu beitragen können, Hass und Gewalt gegenüber der kurdischen Minderheit zu begrenzen und zu bekämpfen.

Es ging 3. und nicht zuletzt um die Aufmerksamkeit für die Erfahrungen aus anderen Städten, aus westdeutschen Großstädten ebenso wie aus Mexiko, Argentinien und Canada: welche Projekte und welche Infrastrukturen diese Regionen sind geeignet, wo ist Übernahme denkbar, wo Abgrenzung sinnvoll und wo ist es nötig, eigene frauenpolitische Positionen zu erarbeiten, die die eigene kulturelle Identität aufnehmen und bewahren.

Die konkrete Zielstellung “Frauen in Städten“ fokussierte den Blick auf die urbanen Strukturen, als Fluchtpunkt vieler Migrantinnen, als Hoffnungsort für viele Frauen aus Dörfern und natürlich auch als Traum vom Leben in sauberer und sicherer Umgebung. Im Umfeld dieser zentralen Themen ging es um Fragen der Infrastruktur, der bezahlbaren Dienstleistungen, der für Frauen zugänglichen öffentlichen Räume und um mediale Präsenz und Öffentlichkeit.

Die anwesenden Frauen waren außergewöhnlich engagiert und aufmerksam über die ganze Tagung hinweg. Die Atmosphäre zeugte davon, dass der gerechte Kampf der Frauen um Gleichberechtigung, Gleichstellung, gleichen Lohn und um Akzeptanz ihrer politischen Ziele von ALLEN Frauen, jung wie alt, Türkinnen ebenso wie Kurdinnen, extrem wertgeschätzt wird, dass es hohen Gesprächsbedarf gibt und vor allem eine ernsthafte Kultur des Zuhörens und der respektvollen Aufnahme. Insbesondere jene Frauen, die ihr frauenpolitisches Engagement mit dem Gefängnis bezahlen mussten, sind aufgrund dieser biographischen Situation glaubhafte und überzeugende Rollenvorbilder für die jungen kurdischen Frauen - aber auch die Bürgermeisterinnen, die in politischer Verantwortung sind, werden für die von ihnen übernommene Rolle gewürdigt und repektiert.
Zu den interessanten Frauen gehörten unter den
42 Rednerinnen für mich:

- die Bürgermeisterinnen der verschienenen kurdischen Städte wie
Caglar Demirel, Bmin von Derik
Ayse Gökkan, Bmin von Nusaybin
Yüksel Baran, Bmin von Baglar
Edibe Sahin Bmin von Sersim
- Prabha Khosla aus Kanada von der Toronto City Women Alliance
- Kajal Rahmani von der Harvard University USA

- Sinikka Mikola Association of Development Consultants Finnand

- Ellen Woodsworth aus Vancouver http://ellenwoodsworth.com/

- Muty Özteniz aus Istanbul

- Nükhet Sirman von der Uni in Istanbul http://www.soc.boun.edu.tr/person_en.php?rowid=13

- Clara Lindblom aus Schweden

Insbesondere die kämpferische Sicht auf Unterdrückung und die eigene Rolle im Prozess der Verbesserung der Lebenssituation von Frauen ist bemerkenswert.

Einig waren sich alle Beteiligten, dass diese Emotionalität, diese dennoch konstruktive Sicht auf den Alltag, diese Gleichzeitigkeit von Pragmatismus und visionärer Haltung in vielen westlichen Ländern leider im Lauf der feministischen Debatten verloren gegangen ist. Es war großartig und ermutigend, diese Dynamik hautnah zu erleben.

Ich selbst habe die Gastfreundschaft insbesondere von Feleknas Uka, ( http://www.feleknas-uca-stiftung.de/) die Ort in hohem Maße geschätzt wird,
und die dennoch auch keine Zeit und Mühe scheute, uns selbst mit den allen Akteurinnen bekannt zu machen, als besonders wertvoll empfunden.
Vielen Dank.

Darüber hinaus war aber auch seitens der Bürgermeisterinnen der kurdischen Städte in der Region ein aufrichtiges Interesse, große Ernsthaftigkeit und eine solidarische Herzlichkeit ohnegleichen zu spüren. Diese offene Stimmung war es, die neben den Berichten über die Unterdrückung der Frauen sensibilisierte für die Lage des kurdischen Volkes – ein wichtiger Impuls auch für mich, die Thematik weiter zu verfolgen in der eigenen politischen Arbeit.

Einige der Frauen, gerade auch Wissenschaftlerinnen in Istanbul, sind sicher als Partnerinnen auch für Berliner Projekte geeignet.

Darüber hinaus ist zu überlegen, wie aus dem Netzwerk von Prabha Khosla  Gewinn zu ziehen ist bzw. Berlin sich beteiligt http://www.wnsf.org/


Beachtenswert auch war die außerordentliche Resonanz in den Medien, das örtliche Fernsehen hat live übertragen und die starke Anteilnahme der Presse bestätigte die Frauen in ihrer Arbeit.

Website des Veranstalters http://www.baglar.bel.tr/

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