Außerdem wurde heute das neue DIW Managerinnen-Barometer  vorgestellt. 
Elke Holst/Julia  Schimeta: 29 von 906: Weiterhin kaum Frauen in Top-Gremien großer Unternehmen /  Krise nicht genutzt: Führungspositionen großer Finanzunternehmen weiter fest in  Männerhand. In: Wochenbericht des DIW Berlin, 3/2011 
Sie können den Wochenbericht unter der folgendenden URL  kostenlos herunterladen: 
http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.366825.de/11-3-1.pdf  
Führungspositionen weiter fest in Männerhand  
Frauenanteil in Vorständen und  Aufsichtsräten nur marginal gestiegen 
In den Aufsichtsräten und Vorständen in Deutschland gibt es  weiterhin kaum Frauen. Mehr als 90 Prozent der 100 größten Unternehmen haben  nicht eine einzige Frau im Vorstand. Nach dem heute veröffentlichten  DIW-Managerinnen-Barometer lag der Frauenanteil 2010 in den Vorständen der  Top-200-Unternehmen bei 3,2 Prozent, in den größten 100 sowie den  DAX30-Unternehmen sogar bei mageren 2,2 Prozent. „Das ist ein deutliches Zeichen  dafür, dass freiwillige Selbstverpflichtungen wie bisher nicht reichen“, sagte  DIW-Expertin Elke Holst bei der Vorstellung des DIW-Managerinnen-Barometers.  „Wenn die Unternehmen den Frauenanteil in Führungspositionen signifikant  steigern wollen, sollten sie sich verbindliche Zielgrößen geben und diese  innerhalb fester Zeitrahmen umsetzen.“ 
Die neuen Zahlen des DIW Berlin zeigen, dass der Männeranteil in  den Vorständen der 200 größten Unternehmen in Deutschland (außerhalb der  Finanzbranche) überwältigend ist. Inwieweit ein Rückgang um zwei Prozentpunkte  auf 96,8 Prozent in den vergangenen fünf Jahren Hoffnung auf eine Verbesserung  der Situation geben kann, bleibt abzuwarten. „Die Unternehmen haben sich schon  2001 für mehr Frauen in Führungspositionen ausgesprochen“, erinnert Elke Holst.  „Angesichts dieser Versprechen ist ein Plus von 18 Sitzen gegenüber 2006  schlicht zu wenig.“ 877 von 906 Vorstandsposten in den großen 200 Unternehmen  werden von Männern besetzt. 
Banken  lassen Chancen ungenutzt 
Trübe  sieht es für Frauen laut DIW-Managerinnen-Barometer in der Finanzbranche aus.  Dort sind mehr als die Hälfte der Beschäftigten Frauen. Bei Banken und  Sparkassen war es im Rahmen der Finanzkrise zu massiven Umwälzungen in den  Vorständen und Aufsichtsräten gekommen – die Hoffnung, dass sich dadurch auch  der Frauenanteil erhöht, hat sich aber nicht erfüllt: Der Frauenanteil in den  Vorständen liegt hier bei 2,9 Prozent und damit nur 0,4 Prozentpunkte höher als  2006, bei den Versicherungen befindet er mit 2,5 Prozent auf dem Ausgangsniveau  von 2006. 90 der 100 größten Banken und Sparkassen in Deutschland haben reine  Männervorstände, auch bei den Versicherungen sind es mehr als 80 Prozent.  
Nur ein einziges Finanzinstitut in  Deutschland, die Hypo Real Estate, hat seit Mai 2010 eine weibliche  Vorstandsvorsitzende. Der Grund für die Marginalisierung von Frauen liegt für  Elke Holst in der Unternehmenskultur: „Sehr lange Arbeitszeiten und die  Aufopferung für den Betrieb werden meist als wichtiges Qualifikationsmerkmal für  Führungskräfte angesehen“. Das sei nicht nur für Frauen ein Problem – auch  Männer, die sich neben der Arbeit um ihre Familie kümmern wollen, kämen in einer  solchen Unternehmenskultur nicht weit. 
Frauen in Aufsichtsräten – meist  Arbeitnehmervertreterinnen 
In den  Aufsichtsräten gibt es auf den ersten Blick mehr Frauen als in den Vorständen:  Immerhin 10,6 Prozent der Aufsichtsratsposten in den Top-200-Unternehmen sind in  Frauenhand. Der Grund dafür sind die Mitbestimmungsregelungen, erklärte Elke  Holst: „Mehr als 70 Prozent der Frauen in Aufsichtsräten sind  Arbeitnehmervertreterinnen.“ Nur zwei der 200 größten Unternehmen haben eine  Aufsichtsratsvorsitzende: Henkel und die Würth-Gruppe – in beiden Fällen stammen  die Vorsitzenden aus der Eigentümerfamilie der Unternehmen. In den Banken und  Sparkassen ist der Frauenanteil in den Aufsichtsräten mit 16,3 Prozent am  höchsten, dabei spielt es praktisch keine Rolle, ob das Haus  öffentlich-rechtlich oder privat ist. 
Internationaler Vergleich: Deutschland schlechter als China,  Brasilien und Russland 
Im  EU-Vergleich liegt Deutschland beim Frauenanteil in den Aufsichtsräten aufgrund  der Mitbestimmungsregelungen im Mittelfeld. Bei den Vorständen sieht es hingegen  besonders düster aus: Schweden, Frankreich und die USA, aber auch China,  Brasilien und Russland: In allen diesen Ländern finden sich mehr Frauen in  Vorstandsposten als in Deutschland. 
„Am  besten wäre es, wenn die Unternehmen selbst mehr Frauen in Führungspositionen  berufen“, so Elke Holst. Dies sei in deren eigenem Interesse – denn Studien  zeigen, dass mehr Frauen an der Spitze sich auch für das Unternehmen rechnen.  Zudem dürfte die öffentliche Zustimmung zu einer gesetzlich festgelegten Quote  wachsen, solange die Unternehmen nicht selber für mehr Frauen in Spitzengremien  sorgen. „Lippenbekenntnisse und unverbindliche Absichtserklärung reichen nicht  mehr aus“, sagte Holst. „Die Unternehmen sind gut beraten sich quantifizierte  Ziele zu geben und sie zügig umzusetzen.“ 
DIW-Managerinnen-Barometer 
Das DIW-Managerinnen-Barometer beobachtet die Trends bei der  Besetzung von Spitzenpositionen in großen deutschen Unternehmen durch Frauen und  Männer. Seit 2006 wird dazu einmal jährlich die Anzahl der Frauen in den  Vorständen und Aufsichtsräten der 200 größten deutschen Unternehmen ausgewertet.  Zusätzlich wird die Entwicklung im Finanzsektor, also bei den 100 größten Banken  und Versicherungen erfasst. Zudem werden Sonderauswertungen zu den  DAX-30-Unternehmen und Unternehmen der öffentlichen Wirtschaft in diesem Jahr  präsentiert.
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