ernUni-Forscher erstellen für Böll-Stiftung eine zweites Genderranking deutscher Großstädte. Je wichtiger diese Ämter in der Kommunalpolitik werden, desto stärker ist diese Unterrepräsentanz ausgeprägt.
Seit 2008 ist der Frauenanteil in politischen Spitzenpositionen z. T. deutlich gesunken. Stagniert der Frauenanteil unter allen Ratsmitgliedern in deutschen Großstädten bei 33%, so sinkt ihr Anteil auf dem Oberbürgermeisterposten um 5% auf nur noch 12,7%.
Frauen sind gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil in allen kommunalpolitischen Führungspositionen nach wie vor unterrepräsentiert. Frankfurt/Main hat die meisten Frauen in kommunalpolitischer Verantwortung. Dies sind Ergebnisse des 2. deutschen Genderrankings, das ein politikwissenschaftliches Forschungsteam an der FernUniversität in Hagen (Prof. Dr. Lars Holtkamp, Dr. Elke Wiechmann und Jan Pfetzing) im Auftrag der Heinrich-Böll-Stiftung erstellt hat und das am 18. Juni in Berlin präsentiert wurde.
Nach einem Superwahljahr 2009, in dem nahezu in allen deutschen Großstädten die Karten neu gemischt wurden, liegt die Frage auf der Hand, ob sich im Vergleich zum ersten Genderranking 2008 der Frauenanteil in der Kommunalpolitik verändert hat. Während in Ländern wie Norwegen dieser Vergleich schon eine lange Tradition hat, um einen Wettbewerb zwischen den Kommunen zur stärkeren Berücksichtigung von Fraueninteressen zu initiieren, gibt es in Deutschland hierzu noch keine Vorbilder. Im Gegenteil: In den offiziellen Genderberichten der Bundesregierung kommt die kommunale Ebene kaum vor und eine flächendeckende Erfassung von Frauen in kommunalpolitischen Führungspositionen steht immer noch aus.
Das Forschungsteam des Lehrgebiets Politikwissenschaft IV: Politik und Verwaltung der FernUniversität hat hierfür die Internetseiten der Großstädte erfasst, statistisch ausgewertet und fehlende Daten durch Vor-Ort-Recherchen ergänzt.
Unterrepräsentanz von Frauen ist großstädtischer Alltag
Je wichtiger Ämter in der Kommunalpolitik werden, desto stärker ist die Unterrepräsentanz von Frauen ausgeprägt. Aber damit nicht genug: die aktuellen Zahlen belegen, dass der Frauenanteil in politischen Spitzenpositionen seit 2008 z. T. deutlich gesunken ist. Stagniert der Frauenanteil unter allen Ratsmitgliedern in deutschen Großstädten bei 33%, so sinkt ihr Anteil auf dem Oberbürgermeisterposten um 5% auf nur noch 12,7%.Der Frauenanteil sank ebenfalls bei den Ausschussvorsitzenden (von 25,9% in 2008) auf 22,4% und bei den Fraktionsvorsitzenden von 20,6% auf 18,9%. Einzig auf der Dezernentenebene zeigt sich ein positiver Saldo – hier stieg der Frauenanteil von 18,5% auf 19,9% in 2010. Besonders stark gesunken sind die Frauenanteile bei der SPD bei nahezu allen Positionen. Die Quote scheint hier sehr deutlich an Bedeutung zu verlieren.Auch aus dem 2. deutschen Genderranking ist die Stadt Frankfurt am Main als Siegerin hervorgegangen. In Frankfurt sind 40 Prozent der Ratsmitglieder und der Dezernentinnen/Dezernenten weiblich. Hinzu kommt selbstverständlich in der Wertung die Oberbürgermeisterin Petra Roth und dass 50% der Ausschussvorsitze mit Frauen besetzt sind. Damit schneidet Frankfurt a. M. bei fast allen Positionen mit der höchsten Punktzahl ab.Tabellenletzte bleibt auch 2010, wie bereits im 1. Genderranking 2008, die Stadt Salzgitter. Im Kommunalparlament dieser Großstadt sind nur 17,0% Ratsmitglieder weiblich. Bei den Fraktionsvorsitzenden, Dezernenten, wesentlichen Ausschussvorsitzenden und auf dem Bürgermeisterstuhl ist nicht eine Frau ausfindig zu machen. Dr. Elke Wiechmann: „Hier bleibt der Männerbund ganz unter sich.“
Hinter Frankfurt liegen auf den Plätzen zwei bis vier Stuttgart, Münster und München. Die Stadt Stuttgart ist damit die Aufsteigerin des Jahres und hätte beinahe die Stadt Frankfurt vom Frauenthron gestoßen.
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